Dienstag, 06. Dezember 2005


Ein Lebensretter aus Bonn mit Panikverschluss im DIN-A4-Format

Thilo Hoffmanns Erfindung findet bundesweites Interesse - Freie Hände im Einsatz

Bonn. Die Familie hat kräftig mit angepackt, Tragelaken getackert und jede Menge PVC-Beschichtungen ausprobiert. Schwester Christa nähte den Prototypen zusammen. Das, was im Hause des Bonner Feuerwehrmannes Thilo Hoffmann als Lebensretter im DIN-A4-Format entstand, findet nun das Interesse von Berufs-, Werk-, Flughafen- und Freiwilligen Feuerwehren in ganz Deutschland: die "Gerätetasche Angriffstrupp".


Ein Feuerwehrmann präsentiert die neue Ausrüstung.
Foto: Stadt Bonn


Aus dem Ärger bei einem Einsatz heraus hatte der 31-jährige Brandmeister die Idee entwickelt. 2003 war er zu einem Kellerbrand ausgerückt. Personen, so hieß es, sollten noch im verrauchten Haus sein. Es war Feuerwehralltag, dass wesentliche Teile der Rettungsgeräte zum Schutz der Helfer und zur Rettung von Menschen erst zusammengesucht werden mussten.

Die Wehrmänner steckten sie in Taschen und Gürtel oder hielten sie in der Hand. "Lästig, unpraktikabel, gefährlich", dachte sich der gelernte Tischler, der in Königswinter- Niederdollendorf wohnt und dort heute noch in der Freiwilligen Feuerwehr tätig ist. Den Tüftler aus dem Siebengebirge, der als Handwerker schon fürs Kölner Millowitsch-Theater gearbeitet hat, ließ die Idee, alle wesentlichen Rettungsgeräte "am Mann" zu tragen und dabei die Hände frei zu haben, fortan nicht mehr los. Es musste doch, so glaubte er, eine Möglichkeit geben, dem Angriffstrupp die Arbeit zu erleichtern.

Bisher hatte die Ausrüstung oft das Vorgehen im Einsatz behindert. Seine Philosophie: eine Gerätetasche, nicht größer als ein Blatt Papier, aber dicker und schwerer. Tischler Hoffmann wurde zum Taschenkonstrukteur. Und weil die Familie mithalf und der stellvertretende Feuerwehr-Chef Carsten Schneider die Idee förderte, blieb die Idee des 31-Jährigen keine Illusion. Nach viel Tüftelei stand am Ende eine Tasche, in der die Wehrleute, geschickt verpackt, ein Tragetuch, eine Fluchthaube, eine Bandschlinge mit Karabinerhaken, ein Rettungsmesser, Kreide, um Türen durchsuchter Räume zu markieren und vier Holzkeile unterbringen.

Inzwischen wurde sie durchgestylt, besteht aus schwer entflammbarem Nomex-Material mit reflektierendem Leuchtstreifen, wird als Brustbeutel getragen, im Beckenbereich fixiert und kann durch verstellbare Gurte auf jede Körpergröße eingestellt werden. Wenn ein Feuerwehrmann sie in einer gefährlichen Situation schnell ablegen muss, so hilft ihm dabei ein so genannter Panikverschluss. Mit der Rettungstasche auf der Brust haben die Männer der Angriffstrupps jetzt die Hände frei für Schläuche, Stahlrohr, Beleuchtungsgeräte, Axt und/oder Wärmebildkamera. Sie bleiben auch frei, weil der Kontakt von Mann zu Mann über die Bandschlinge gehalten werden kann.

Hoffmann hat schon seit seiner Kindheit Interesse an der Feuerwehr. Mit elf Jahren trat er in die Jugendfeuerwehr in Königswinter ein. Heute rückt der 31-Jährige im Notarzteinsatzfahrzeug, im Rettungswagen, aber auch mit Drehleiter und anderen Spezialfahrzeugen der Berufsfeuerwehr zu Einsätzen aus. Mit Lebensretter-Tasche.

dab

Presseberichte