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Mittwoch, 29. August 2001
Arbeiter ringt nach Explosion mit dem Tod
150 Feuerwehrleute bekämpfen den brand in Troisdorfer
Betrieb für Metallveredelung - 14 Menschen erleiden teils schwere
Verletzungen - Der vierte brand stellt die Sicherheit der Galvanik-Anlage
in Frage
Troisdorf. Eine
riesige Rauchsäule stand am Dienstagvormittag über dem Spicher
Gewerbegebiet. Beim brand in der Firma Aluminal erlitten 14 Menschen
Verletzungen, einer davon lebensgefährliche und drei schwere. Es war das
vierte Mal binnen zwei Jahren, dass die Feuerwehr zum Betrieb am Iltisweg
ausrücken musste, in dem Metall veredelt wird. Erneut hatte sich am
Dienstag gegen 9.50 Uhr in der Galvanik-Versuchsanlage hochexplosives
Material entzündet und anschließend die Halle in Brand
gesteckt.
150 Feuerwehrleute aus dem ganzen Kreisgebiet waren zum Einstz an den
Spicher Iltisweg geeilt. Foto: Vogel
150 Feuerwehrleute aus dem Kreisgebiet waren stundenlang mit den
Löscharbeiten beschäftigt. Am Biberweg war gegen 10 Uhr schon kein
Durchkommen mehr. Feuerwehrwagen auf Feuerwehrwagen traf an der
Unglücksstelle ein, Streifenwagen rollten an, ein Rettungshubschrauber
landete. In Troisdorf wurde Stadtalarm ausgelöst, dazu kamen Einheiten aus
Siegburg, Königswinter und Sankt Augustin.
In Einsatz waren auch
die Werksfeuerwehren des Siegburger Siegwerks, der Degussa in Lülsdorf
sowie der HT-Troplast. Grund: Die Wehrleute benötigten alle
Pulver-Löschfahrzeuge, derer sie habhaft werden konnten, weil sich das
brennende Aluminium-Alkyl mit Wasser nicht löschen lässt. Gleich sechs
Tonnen Löschpulver hatte "Simba", das Flugfeld-Löschfahrzeug der Feuerwehr
des Adenauer-Airports, mitgebracht.
Aluminium-Alkyl ist ein
hochbrisanter Stoff, der zur Veredelung von Aluminium verwendet wird. Für
das Verfahren hatte Aluminal vergangenes Jahr den Umwelt-Technik-Preis des
Rhein-Sieg-Kreises erhalten. Allerdings birgt der Umgang mit dem Stoff
Gefahren: Beim Kontakt mit Wasser und Luft kann er sich
entzünden.
Erst Anfang des Monats waren 120 Wehrleute an den
Iltisweg ausgerückt: Im Versuchskessel hatte sich das hochexplosive
Material entzündet. Auch am Dienstag waren der Kessel Kern der
Katastrophe: "Die Anlage war wegen Reinigungsarbeiten am Filter
heruntergefahren worden", sagte Bürgermeister Manfred Uedelhoven. Was dann
beim Hochfahren passierte, wusste er freilich auch nicht zu sagen.
Mitarbeiter des Amtes für Arbeitsschutz ermitteln.
Da die Wehrleute
auf weitere Flaschen mit Aluminium-Alkyl stießen und laut Peter Klein,
Sprecher der Troisdorfer Wehr, "weiterhin akute Explosionsgefahr bestand",
wurden die umliegenden Straßen gesperrt und der Zugverkehr auf der
nahegelegenen Eisenbahnstrecke Köln-Siegburg gestoppt. Es kam zu
erheblichen Verspätungen im Bahn- und S-Bahn-Verkehr. Polizisten und
Wehrleute evakuierten die Gebäude an Iltis- und Biberweg. Lothar Leisen
war nach der Explosion einer der ersten auf dem
Aluminal-Gelände.
Der Inhaber des Getränkemarktes am Biberweg half
drei Verletzten, das brennende Gebäude zu verlassen, einen vierten Mann
trugen er und Mario Schäfer, ein weiterer Helfer, aus der Gefahrenzone.
Gegen zehn Uhr gab es laut Diana Leisen, "einen Knall wie bei einem
Überschallflugzeug".
Nachdem der brand unter Kontrolle und die drei
explosiven Flaschen gesichert waren, gab Stadtbrandmeister Dietmar Klein
gegen 12 Uhr Entwarnung. Laut Frank Rieband, leitender Notarzt des
Kreises, erlitt ein 33-jähriger Mitarbeiter schwerste Hautverbrennungen.
Die Besatzung eines Rettungshubschraubers flog ihn in die Spezialklinik
nach Köln-Merheim, wo Ärzte um das Leben des Arbeiters kämpfen. Drei
seiner Kollegen erlitten bei der Explosion schwere Verletzungen, ein
Feuerwehrmann, ein Sanitäter und acht Anwohner
Rauchvergiftungen.
Messtrupps der Feuerwehr suchten nach
Schadstoffen in der Luft. Sie hätten aber keine gefährlichen
Konzentrationen aufgespürt, sagte Dietmar Klein. Gefragt, ob ihn der
vierte brand seit dem vergangenen Jahr nicht stutzig mache, antwortete der
brandexperte mit einem klaren "Doch." Nach dem Feuer am 9. August hatte
die Bauaufsicht Aluminal Auflagen gemacht. Laut Uedelhoven hat "die Firma
nach dem Unglück die Sicherheit der Anlage verbessern müssen". Nachdem
Aluminal ein TÜV-Gutachten vorgelegt hatte, sei eine Betriebsgenehmigung
bis Ende des Jahres erteilt worden. "Dann wollte die Firma in den
Westerwald umziehen."
Axel Vogel
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