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Montag, 25. Juni 2001
Explosion erschüttert Siegburg-Stallberg
Bei der Kepec flog am Samstag ein Kühlaggregat in die Luft - Schwere
Schäden im Werk und an Nachbarhäusern - Glassplitter verletzten einen
Anwohner an der Hand
Siegburg. Ein enormer Knall hat die Bewohner des Siegburger Stadtteils
Stallberg am Samstagabend aus der Wochenendruhe geschreckt. Unmittelbar
an der Barbarastraße war in einer der Hallen der Kepec laut Polizei
ein Kühlaggregat explodiert. Glücklicherweise hielt sich niemand
in der Halle auf, die schwer beschädigt wurde. Verletzt wurde ein
Anwohner der Straße. Kurt Schönweitz, der gleich gegenüber
wohnt, erlitt Schnittverletzungen an der Hand, weil Glassplitter in sein
Haus flogen.
Die Druckwelle hat die Fenster der Kepec-Halle nach außen gedrückt.
53 Wehrleute waren Samstagnacht im Einsatz. Foto: Franz Riener
Gegen 22.15 Uhr knallte es in Halle 24. In der befindet sich laut Feuerwehr
eine so genannte Veresterungsanlage. Die Explosion löste außerdem
einen Brand aus, den 45 Wehrleute der Siegburger Feuerwehr und acht der
Siegwerks-Wehr jedoch bald unter Kontrolle hatte. Ein Wehrmann erlitt
eine leichte Verletzung. Für die Dauer der Löscharbeiten wurde
der Einsatzort abgesperrt, 40 Anwohner mussten ihre Häuser vorübergehend
verlassen.
Die Ursache des Unglücks war gestern noch unbekannt. Es habe jedoch
nach der Explosion keine Gefahr für die Menschen bestanden, sagte
Jörg Schwarzer von der Kepec. An der Barbarastraße stellen
die Kepec-Leute Schmiermittel, so genannte Hilfsmittel für die Erdölförderung
und Produkte her, aus denen Kosmetika gemacht werden. Näheres über
die Chemikalien in Halle 24 war nicht zu erfahren. Anwohner wussten indes
von üblem Gestank zu berichten, einige erinnerten sich allerdings
auch an "nicht unangenehme Gerüche".
Am Morgen nach der Explosion bot sich - soweit das von der Straße
aus zu sehen ist - ein Bild der Verwüstung. Im Obergeschoss der Halle
sind die Fensterrahmen nach außen gedrückt, Isoliermaterial
hängt lose heraus, metallene Lüftungsrohre zeigen Rußspuren.
Die enormen Mengen Glassplitter sind bereits fortgekehrt. Mehr davon finden
sich auf der anderen Seite der Straße in den Vorgärten der
Häuser. Zwar hat Kurt Schönweitz trotz bandagierten Fingers
schon fleißig gekehrt. In den Beeten glitzern aber nach wie tausende
kleine Splitter.
Schaden hat die Explosion auch in den Häusern gegenüber angerichtet.
Foto: Riener
Viel
schlimmer sieht es am Haus aus. Die Fenster zur Straße hin, die
nicht von Rolläden geschützt waren, sind zersplittert. Im Gitter
vor dem Toilettenfenster steckt Glas von einem Kepec-Fenster. Im Dach
klafft ein Loch in den Pfannen. Dort ist ein großes Stück Fensterscheibe
von gegenüber eingedrungen, hat ein zweites kleines Badezimmer verwüstet.
Schönweitz sagt, er und seine Frau hätten großes Glück
gehabt. "Stellen Sie sich vor, das wäre jemand auf der Toilette
gewesen."
Ähnliche Schäden weisen die Nachbarhäuser auf. Die Fensterscheiben
sind geborsten, in ein weiteres Dach haben große Glassplitter Löcher
gerissen. Offenbar war niemand zum Zeitpunkt der Explosion auf der Straße.
Gestern Vormittag besuchten Schwarzer und Mitarbeiter die Anwohner, um
die Schäden zu besichtigen.
Wie es im Werk aussieht, war am Sonntag nicht zu erfahren. Schwarzer sagte,
die Halle dürfe ohnehin nicht betreten werden, weil das Gebäude
zu stark beschädigt sei. Behälter mit Chemikalien im Innern
seien nicht beschädigt worden und auch nichts ausgelaufen. Glassplitter
rissen allerdings Behälter außerhalb der Halle auf. Die Substanzen
seien aufgefangen worden und nicht in die Kanalisation gelangt. Die beschädigten
Fässer wurden in Spezialbehältern deponiert und abtransportiert.
Die Polizei hat die Suche nach der Explosions-Ursache aufgenommen. Die
Schadenshöhe war am Sonntag noch nicht zu beziffern.
Jost Neßhöver
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