Die Jahre 1990 bis 1999


Am 2.September 1990 findet erstmalig der Tag der Mehrzweckboote am Rheinufer in Niederdollendorf statt. Zusammen mit Gastwehren aus der Altstadt, Niederkassel, Hennef, Erpel und Linz werden die vorhandenen Boote der Öffentlichkeit präsentiert. Am 28. September 1990 erhält HBM a.D. Willi Gassen das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland vom Bundespräsidenten verliehen. Die Überreichung dieser hohen Auszeichnung erfolgt am 30. Januar 1991 durch Landrat Dr. Möller während einer Feierstunde im Haus Bachem.

Plötzlich und unerwartet verstirbt am 15. Juni 1991 KBM Wolfgang Mirbach während einer Feuerwehrveranstaltung in Troisdorf an einem Herzinfarkt. Unter gewaltiger Anteilnahme der Ortsbevölkerung, der Ortsvereine und der Feuerwehren von Nah und Fern wird er am 21. Juni 1991 auf dem Friedhof Niederdollendorf zu Grabe geleitet. Wir werden sein Andenken in Ehre halten. Am 31.07.1991 wird die Gattin des ehemaligen Löschgruppenführers Theodor Scheid 100 Jahre alt. Zusammen mit den übrigen Ortsvereinen bringt die Löschgruppe Frau Scheid die Glückwünsche zu diesem seltenen Geburtstag dar. Am 15.11.1992 beschließen die Führungen der Löschgruppen Ober- und Niederdollendorf die Jugendfeuerwehr Niederdollendorf zum 01.01.1993 in die Jugendfeuerwehr Dollendorf umzubennen. Jugendfeuerwehrwart bleibt nach wie vor UBM Martin Leischner, ihm werden aber als Stellvertreter aus Oberdollendorf die UBM Lutz Schumacher und Hardy Zehent zur Seite gestellt. Damit soll ein besserer Zusammenschluss der beiden Löschgruppen vorbereitet werden.

Nach bestandener Brandmeisterprüfung an der Landesfeuerwehrschule Münster wird UBM Peter Koll am 12. Januar 1993 zum Brandmeister befördert, während der gleichen Feierstunde wird OBM Georg Vieritz die Ehrennadel des Kreisfeuerwehrverbandes verliehen. Nach der Versammlung wurden der Beförderte und der Geehrte wie es sich gehört von den Löschgruppenkameraden abgeholt und zu einer schönen Feier geleitet.

Vom 8. bis 10. Oktober 1993 sind anlässlich des 10jährigen Jubiläums unsere Freunde der Ortsfeuerwehr Wilhelmshaven- Neuengroden in Niederdollendorf zu Gast. Nach feierlichem Empfang beim Bürgermeister wird das Jubiläum anständig gefeiert, mit Besichtung des Drachfelses, Bootstour auf dem Rhein und gemütlichem Beisammensein. Von den Kameraden etwas unerwartet tritt zum 15. November 1993 HBM Uwe Wollhöwer von seinem Amt als Löschgruppenführer zurück. Eine Reihe von Gründen persönlicher Natur zwingen HBM Uwe Wollhöwer zu diesem Schritt. Gründe, die die Kameraden einfach nur akzeptieren können. Auf der Jahreshauptversammlung am 19.November 1993 wählen die Mitglieder der Löschgruppe den frisch beförderten Brandmeister Peter Koll zum neuen Löschgruppenführer. Das als Jahrhunderthochwasser bezeichnete Hochwasser fordert um die Weihnachtstage 1993 den Einsatz der Löschgruppe. Wer dabei gewesen ist, hat die Leistung gesehen und kann sie beurteilen. Außenstehende, selbst innerhalb der Feuerwehr, können sich die immensen Anstrengungen kaum vorstellen. Hier nur eine Zahl: es wurden in dieser Zeit über 1200 Arbeitsstunden abgeleistet, und das Freiwillig ! Frohe Weihnachten ! Während des Hochwassers werden wir noch zu zwei Bootseinsätzen gerufen: einmal galt es eine Wasserleiche abzubergen, die am Königswinterer Rheinufer von Kajakfahrer gesichtet wurde. Zum zweiten ist ein betrunkener Bootsführer mit seinem großen Boot (einem alten, umgebauten Löschboot) gegen festgemachte Personenschiffe gefahren und hat diese erheblich beschädigt. Der Mann wurde von unserer Bootsbesatzung aufgenommen und an unserem Fähranleger der Polizei übergeben.

Vom 19. bis 20. Februar 1994 nimmt die Löschgruppe Niederdollendorf an den Feierlichkeiten zum 75. Gründungstag der Ortsfeuerwehr Wilhelmshaven- Neuengroden teil. Während einer Feierstunde im Rathaussaal Oberpleis wird der Löschgruppenführer von Niederdollendorf, Peter Koll zum Oberbrandmeister befördert. Beim Kontrollieren eines Tankdeckels auf einem Gastanker entweicht im Sommer 1994 eine große Gaswolke in Höhe Unkelstein. Dabei erleidet ein Matrose schlimme Verletzungen, als er trotz des ausströmenden Gases den Tankdom verschließen kann. Nach Erkundung durch die Bootsbesatzung, die in Höhe Drachenfelsergrund längsseits gegangen war, besteht keine weitere Gefahr mehr durch ausströmendes Gas. Da man sich inzwischen dem Heimathafen des Tankleichters in Wesseling nähert ist ein weiteres Eingreifen auch nicht mehr notwendig. Wenn man bedenkt welche Mengen an Gefahrstoffen tagtäglich auf dem Rhein an Königswinter vorbeischwimmen, kann man von Glück sprechen, dass dies der bisher brisanteste Störfall gewesen ist. Im Oktober 1994 wird mitten in der Nacht erneut das Boot benötigt. Eine Motorjacht treibt brennend den Rhein hinunter. Zunächst ist nicht erkennbar, ob sich noch Menschen an Bord der lichterloh brennenden Jacht befinden. Es gelingt trotz der Flammen eine Leine festzumachen und das Wrack ans Ufer zu schleppen, wo sofort mit der Brandbekämpfung werden kann. Es stellt sich glücklicherweise heraus, dass das Boot leer ist. Zusammen mit Kräften aus der Altstadt wird das Feuer mühsam unter Kontrolle gebracht. Immer wieder flackern Flammen in dem geschmolzenen Kunststoffrumpf auf weil irgendwo in dem Rumpf noch mehrere Autobatterien eingebaut sind, die immer wieder Kurzschlüsse auslösen. Erst nach einigen Stunden ist in den frühen Morgenstunden das Feuer gelöscht, als das Wrack dann jedoch vom Bergungsschiff des Wasser- und Schifffahrtsamt an Bord genommen werden soll, kommt es erneut zu einem Kurzschluss und erneut gerät das Schiff in Brand. Für die beteiligten Einsatzkräfte war es mal wieder eine kurze Nacht.

Nur knapp 2 Jahren nach dem letzten Jahrhunderthochwasser musste die Feuer- und Wasserwehr Niederdollendorf wieder ran. In der Zeit vom 25. Januar bis zum 03. Februar 1995 werden durch die Gruppe über 1300 Arbeitsstunden geleistet. Auf dem Kreisfeuerwehrtag am 11. Juni 1995 vertrat die Löschgruppe die Stadtfeuerwehr in glänzender Laune. Waren andere Delegationen in Hundertschaftsstärke angetreten, beteiligten sich aus Königswinter nur der gesamte Spielmannszug und 12 Aktive Kameraden (11 FM (SB) aus Niederdollendorf) am Festumzug durch Eitorf. Im Sommer des selben Jahres werden die Wehren der Rheinschiene mehrmals zum Brandeinsatz am Fuße des Petersberges gerufen. Auch Niederdollendorf ist mit zur Stelle als es gilt brennenden Unrat in den Höhlen der Ofenkaulen zu löschen. Nicht ganz ungefährlich sind diese Einsätze, ist es doch schon ohne Feuer und Rauch nicht leicht sich in den dunklen Gängen mit ihren versteckten Schächten und Vorsprüngen zu orientieren. Aufgrund beruflicher Verpflichtung kann OBM Peter Koll seine Aufgaben als Löschgruppenführer nicht entsprechend wahrnehmen. Zu seinem eigenen Leidwesen musste er in der Vergangenheit schon immer häufiger Aufgaben an seinen Stellvertreter OBM Georg Vieritz delegieren. Auf eigenen Wunsch beruft OBM Peter Koll am 30. Oktober 1995 eine Anhörung mit dem komm. Wehrführer der Stadt, HBM J. Pütz ein. Nach eingehender Beratung und im Einvernehmen aller Beteiligten beschließt die Versammlung der Situation gerecht zu werden und bittet HBM Pütz dem Stadtdirektor vorzuschlagen, OBM Georg Vieritz zum Löschgruppenführer und OBM Peter Koll zu seinem Stellvertreter zu ernennen. Der Stadtdirektor ist dieser Bitte nachgekommen, OBM Vieritz wird Löschgruppenführer. Auf der Jahreshauptversammlung des selben Jahres, am 21. November 1995 gibt der neue Löschgruppenführer OBM Georg Vieritz dann sein Amt als Geschäftsführer ab, die Versammlung wählt FM Thorsten Knott zu seinem Nachfolger.

Nach Weihnachten 1995 sind wir mal bei einem Hochwassereinsatz auswärts zu Gast. Nach heftigen Regenfällen ist die Agger schlagartig angestiegen und überflutet bei Lohmar einen Campingplatz. Beim Versuch die noch in den Wohnwagen schlafenden Menschen zu warnen fahren die Lohmarer Feuerwehrleute ein Fahrzeug fest. Das Terrain ist nur noch mit einem starken Boot zu erreichen, Schlauchboote sind bei einem solchen Einsatz mit überfluteten Stacheldrähten und sonstigen Hindernissen nicht zu verwenden, also muss das Niederdollendorfer MZB alarmiert werden. Beim Durchsuchen des Campingplatzes finden wir die Leute teilweise noch in den Betten vor, während draußen schon die Autos überflutet werden. Manch Passant muss von der Polizei mit Gewalt daran gehindert werden, sich in die reißenden Fluten zu begeben um sein Auto zu suchen. Personen kommen aber zum Glück nicht zu Schaden.

Im September 1997 ist die Löschgruppe Niederdollendorf zusammen mit weiteren Gruppen der Stadt mehrmals im Brandeinsatz im Kinderheim Propsthof. Der entstandene Schaden war beträchtlich, zum Glück entstand nur in einem Fall Personenschaden, ein Mädchen konnte im letzten Augenblick mit leichter Rauchvergiftung auf der Rückseite des Hauses über Steckleitern gerettet werden. Der unbekannte Brandstifter hält uns aber weiter auf Trab. Beim Brand einer leerstehenden alten Villa am Rheinufer entsteht nur Sachschaden. Das Feuer in einem Wohnhaus hätte weitaus schlimmer ausgehen können. Über Steckleitern müssen die Bewohner des Hauses mitten in der Nacht gerettet werden, darunter fünf kleine Mädchen im Alter zwischen 2 - 6 Jahren. Ein kleines Kätzchen entzieht sich seiner Rettung zunächst durch ständiges Flüchten unter das Bett bis es dem vorgenden Trupp endlich gelingt das verängstigte Tier in einen Kopfkissenbezug zu stecken und über die Leiter den Mädchen zu bringen. Welche Dankbarkeit können doch so große Kinderaugen ausdrücken!

Die Feuerwehr muss alle erdenklichen Szenarien immer wieder üben. Das dabei manchmal plötzlich aus der Übung bitterer Ernst wird haben wir schon öfters erleben müssen. So auch im Spätsommer 1997, die Löschgruppen im Bergbereich von Königswinter haben gerade rund um die Löwenburg eine Waldbrandübung beendet, als beim Abrücken ein schweres Fahrzeug sozusagen vom rechten Weg abkommt. Gegen 22:00 Uhr erfolgt die Alarmierung der Löschgruppen Niederdollendorf zu einer technischen Hilfeleistung. Auf die Anfrage ob mit Sonderrechten angefahren werden soll, kommt ein schon fast verzweifeltes „Beeilt euch, so schnell wie möglich!“ über den Funk. Das Bild das sich beim Eintreffen bot, hätte aus einem Film sein können: das über 12t schwere Fahrzeug hängt halb über dem Abgrund, außen klammern sich 8 Feuerwehrleute auf dem Trittbrett fest um ein kleines Gegengewicht zu bilden (immerhin ja eine Masse von zusammen ca. 650 kg) und nach vorne sichert nur ein einsames Stahlseil das Fahrzeug. In fieberhafter Eile wird das Fahrzeug mit allem gesichert was der Rüstwagen hergibt, dicke Bootstampen werden aus unserem Gerätehaus geholt bis es endlich gegen 3:00 Uhr früh einem Bergungsunternehmen gelingt, den Feuerwehrwagen mit zwei Kranwagen wieder auf den Weg zu heben. Dies war einer der wenigen Einsätze, bei dem uns Kameraden von befreundeten Löschgruppen zu unserer Leistung gratulierten. Das will was heißen, eigentlich wird von allen Gruppen die gleiche Leistung erwartet, dafür braucht man sich nicht zu gratulieren.

Zum wiederholten Mal müssen sich Einsatzkräfte aus Dollendorf als Bergretter betätigen. Zwei BGS- Beamte hatten wohl bei einem Sicherheitsdienst am Petersberg die verborgenen Eingänge zu den Ofenkaulen gefunden und beschlossen, diese zu erforschen. Sie hatten sich durch einen knapp 20 cm schmalen Spalt unter eine Betonabdeckung gezwängt um sich von dort in einen etwa 30m tiefen Schacht abzuseilen. Beim Abstieg war einer der jungen Männer abgerutscht, fast 20 m tief abgestürzt, auf einem Schuttkegel aufgeschlagen, von dort in einen tiefer liegenden, seitlich abzweigenden Gang gerutscht und dort schwer verletzt liegen geblieben. Nachdem sein Kamerad einen Notruf absetzen konnte, eilen neben dem Rettungsdienst auch der Löschzug Altstadt und vor allem die Löschgruppe Niederdollendorf mit einem RW1 zur Einsatzstelle. Bei unserem Eintreffen an der Petersbergauffahrt ist noch niemand bis zur eigentlichen Einsatzstelle vorgedrungen, die tief im dunklen Wald verborgen liegt. Da einzelne Leute über sehr gute Ortskenntnisse verfügen, gelingt es, den Rettungsdienst und den RW1 bis auf ca. 50 m an den Schacht mit der abgestürzten Person heranzuführen. 2 Mitglieder der Löschgruppe seilen sich schnellst möglich zu dem Verletzten hinab (ein Rettungsassistent und angehender Arzt sowie ein Sanitäter), gerade rechtzeitig, bevor der Mann in der kalten Dunkelheit komplett kollabiert. Tatsächlich schaffen es die Einsatzkräfte den Verletzten aus dem Schacht zu retten und dem Rettungsdienst zu übergeben. Ein Unterfangen, dass sich in den engen Räumen als sehr schwierig gestaltete. Mit inneren Verletzungen, mehreren Knochenbrüchen und schweren Blutungen wird der Mann ins Krankenhaus gebracht. Hätte man auf einen Höhenrettungszug, z.B. aus Köln warten müssen, wäre für den jungen Mann jede Hilfe zu spät gekommen.