Die Jahre 1940 bis 1949
Im Amt Oberkassel bleibt aber auch nach Auflösung der Amtsfeuerwehr die Organisationsform der alten Feuerwehr erhalten, auch
wenn kein Vereinsstatus mehr vorhanden ist. Im September / Oktober 1942 werden die Freiwilligen Feuerwehren Bad Honnef,
Königswinter und die Amtsfeuerwehr Oberkassel dem Unterkreisführer Jakob Braun unterstellt, nachdem der vormalige
Hauptzugführer Friedrich Nitzgen von all seinen Ämtern zurückgetreten ist.
Eine besondere Bewehrungsprobe für die Feuerwehren stellen schon bald die zahlreichen Fliegerangriffe mit ihren verheerenden
Bombenteppichen dar. Vor allen in den letzten Kriegsjahren nimmt diese Gefahr für die Zivilbevölkerung immer stärker zu, am 30.
April 1944 wird für den Sieg-Kreis der 1000. Luftalarm ausgelöst. Bedingt durch die in Niederdollendorf befindlichen Industrieanlagen
und seinen Bahnhof, fallen hier in unserem Heimatort immer wieder Bomben. Auch die Longenburg wird bei einem Luftangriff am
04. Februar 1944 schwer getroffen, der Nordturm stürzt nach einem Volltreffer ein, die Gräfin Kesselstadt und zwei Söhne kommen
dabei ums Leben. Bis Ende des Krieges sollte die Zahl der Luftalarme noch auf fast 1300 ansteigen, wobei ein Feuerwehreinsatz
zur Hilfeleistung in den letzten Kriegswochen wohl nicht mehr möglich ist. Das beschauliche Rheinland ist zum Frontgebiet
geworden.
Bereits am 26. November 1942 wird neben anderen Feuerwehrkameraden der Haupttruppmann Wilhelm Schumacher für das
Kriegsverdienstkreuz II. Klasse ohne Schwerter vorgeschlagen, da sich die Kameraden bei der Bekämpfung von Schäden durch
Bomben besonders bewährt haben. Die Verleihung verzögert sich ab, bis bei einem Appell der Amtsfeuerwehr Oberkassel am
13. Juni 1944 die vorgeschlagenen Feuerwehrleute mit dem Kriegsverdienstkreuz ausgezeichnet werden. Nach dem Einzug der
Amerikaner in Niederdollendorf am 18. März 1945, wird von deren Pionieren eine sogenannte Hoges-Bridge, eine Ponton-Brücke
gebaut. Dadurch ist Niederdollendorf zum Etappenort für amerikanischen Nachschub und für deutsche Heimkehrer und Vertriebene
geworden. Um dem Chaos einigermaßen Herr zu werden setzen amerikanisch Militärbehörden auch freiwillige Feuerwehrleute als
Hilfspolizisten ein.
Nach dem Krieg entsteht in Deutschland ein neues Staatswesen, neben dem neuen demokratischen Staat entstehen vorher die
neuen Länder. Preußen, für die Alliierten Sinnbild deutschen Militarismussees wird vollständig zerschlagen und aus ehemals
preußischem Territorium im Rheinland entsteht zusammen mit Westfalen-Lippe das Land Nordrhein-Westfalen. Seither ist das Land
für die Belange der Feuerwehr zuständig, Feuerwehrrecht ist Landesrecht lautet nun die Devise. Der Innenminister ist nun die
oberste Dienstaufsichtsbehörde für die Feuerwehr geworden, in seiner Zuständigkeit werden Gesetze, Runderlasse und Verordnungen
erlassen.
Bereits 1948 erhält NRW sein erstes Feuerschutzgesetz. Der Neuanfang nach über 12 Jahren Diktatur hat begonnen. Nach
Kriegsende sind die Zustände in Niederdollendorf, wie auch in den meisten anderen Feuerwehrstandorten schwierig. Durch
Kriegseinwirkung und durch Diebstahl war allerhand Löschgerät abhanden gekommen oder unbrauchbar geworden.
Die alte Handpumpe von 1794, die so oft geholfen hatte Schlimmes zu verhüten, wurde entwendet. Bei einem Feuer am 24. Juni 1945 im
Anwesen Anton Salz kann unsere Feuerwehr nur ein Eingrenzen des Brandes erreichen, an ein wirkliches Löschen ist erst nach dem
Eintreffen von Nachbarwehren des Amtes Oberkassel zu denken. Obwohl in Oberdollendorf ähnliche Probleme bestehen, wird nach
dem Brand, die Führung des Löschzuges Niederdollendorf am 09. Juli 1945 dem Löschzugführer des Löschzuges Oberdollendorf
übertragen.
Der Löschzugführer von Niederdollendorf, BM Wilhelm Schumacher tritt aus Altersgründen von seinem Amt zurück, kommissarisch wird
BM Theodor Scheidt mit dieser Aufgabe betraut, bis man sich auf der Generalversammlung im Jahr 1946 dazu entschließt, den 1939
aus seinem Amt gedrängten OBM Franz Pinnen zu bitten wieder in der Führung der Feuerwehr aktiv zu werden. Dieser kommt der
Bitte nach und wird erneut Löschgruppenführer in Niederdollendorf.
Die Ersatzbeschaffungen von Löschgeräten gestalteten sich in der Nachkriegszeit weitaus schwieriger. 1947 konnte zwar eine
TS 8/8 beschafft werden, aber an die Beschaffung von persönlicher Ausrüstung ist bis auf weiteres nicht zu denken. Bis 1954
sollte es noch dauern bis die materiellen Verluste des Krieges einigermaßen überwunden sind. Die Alarmierung der Wehr war nach
wie vor ein großes Problem, eine Sirene ist noch nicht vorhanden und die Kirchenglocken sind auch nicht ohne den Küster zu
bedienen. Im wesentlichen erfolgt die Alarmierung durch gegenseitiges Bescheid geben. Man muss sich die Lauferei mal bildlich
vorstellen. Wer von einem Schadensfeuer erfuhr rannte also zunächst zum nächsten Feuerwehrkameraden, dann zum Gerätehaus
und von dort zur Einsatzstelle! Nachdem der Amtswehrführer Anton Weinstock von seinem Amt zurückgetreten ist, wird OBM Max
Tendler, Oberdollendorf neuer Amtswehrführer. Zu seinem Stellvertreter wird am 01. März 1949 der Löschzugführer von
Niederdollendorf, OBM Franz Pinnen bestellt. Im selben Jahr, zum 03. Juli 1949 feiern die Kameraden das 50. Gründungsjubiläum
der Freiwilligen Feuer- und Wasserwehr Niederdollendorf. Der Feiertag wird von einem Festhochamt eingeleitet. Nach dem üblichen
Festkommers trifft man sich am Abend in geselliger Runde auf dem Festball.